[ Zur Buchseite ] zurück

Mustafa Haikal

DER KAMELIENWALD

Die Geschichte einer deutschen Gärtnerei

Mit 46 Abbildungen, DM 32,00

232 Seiten, gebunden/Schutzumschlag

ISBN 3-378-01043-6

Gustav Kiepenheuer Verlag 2000

„Ihre lateinische Bezeichnung erhielt die Kamelie erst 1735. Der Namenspatron Georg Joseph Kamel hatte als Apotheker in Manila gearbeitet und war Verfasser eines Abbildungswerkes über die Flora der Insel Luzon. Um den 1706 verstorbenen Pater zu ehren, benannte Linne die Gattung nach ihm.“ – M. Haikal

Bereits im 18. Jahrhundert züchteten die Gärtner am sächsischen Hof Kaffeesträucher und Feigenbäume, Palmen und Bananenstauden, Zitrusbäume und Kamelien. Die Begeisterung für Blumen und fremde Pflanzen hatte stark zugenommen. An erster Stelle der Blumenliebhaber im Lande stand der Kurfürst, Friedrich August III., ein tatenarmer Grübler, der aber botanisch hochgebildet war. Fürst von Metternich war ein begeisterter Kameliensammler.

Die beginnende Verstädterung, der Übergang zu bürgerlichen Wohnformen, veränderte die Lebenswelt der Menschen. Die Beschäftigung mit Blumen bezeugte Bildung, war Teil einer neuen Innerlichkeit. Zugleich wurde der enorme Pflanzenreichtum Amerikas, Afrikas, Australiens und Asiens erst jetzt bekannt.

Vor diesem Hintergrund zeichnet Mustafa Haikal die Geschichte der berühmten sächsischen Hofgärtnerfamilie Seidel nach. Die Kamelie, die wie nur wenige Blumen dem Geschmack des 19. Jahrhunderts entsprach, ist mit dem Schicksal der Seidels aufs engste verbunden. Johann Heinrich Seidel eröffnete in Dresden die erste Kameliengärtnerei. 1794 besuchte ihn Goethe, und beide kamen mehrmals ins,,vertraute Gespräch über die offenbaren Naturgeheimnisse“ (Goethe, 1831).

Seidel wurde zum Ahnherr einer ganzen Dynastie sächsischer Gärtner. Vier seiner Söhne ergriffen den Beruf des Vaters, zwei Töchter heirateten angesehene Gärtner. Die Söhne der Söhne führten die Geschäfte weiter. So entwickelte sich die Hofgärtnerei zur ersten deutschen Exportgärtnerei, überstand zwei Weltkriege und endete unter Verwaltung der Treuhand.

Ein besonders sehenswertes Exemplar des Kamelienbaumes ist im Pillnitzer Schloßpark zu bewundern. Diese Kamelie entwickelt bis zu 35 000 karminrote Blüten. Sie überstand 1778 den Import aus Japan,1905 einen Brand des hölzernen Schutzhauses und in diesem Jahr feiert sie ihren 221. Geburtstag. Zum Vergleich: Die von Alexandre Dumas in seinem Roman „Die Kameliendame“ verklärte Kurtisane Marie Duplessis wurde nur dreiundzwanzig Jahre alt, aber durch sie wurde die Kamelie weltberühmt und zum Synonym für Eleganz und Kultiviertheit.

Um die Pflege der Kamelie kümmert sich heute die Deutsche Kameliengesellschaft e.V. mit Sitz in Schloß Zuschendorf bei Pirna.

Mustafa Haikal, geboren 1958, ist promovierter Historiker und lebt in Leipzig. Er veröffentlichte Arbeiten zur Regionalgeschichte, Kinderbücher sowie Beiträge im Hörfunk.

Kontakt und weitere Informationen:
Andrea Doberenz/Barbara Stang

Tel. 030/28 394233, -232