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Kamelien.de  Klaus Peper  

Eine schöne Kamelienseite?

Der Dieb.

   Ich leite ein Gartencenter im Ruhrgebiet. Mein Gärtnermeister ist ziemlich clever, er kennt sich aus in Pflanzen, neuerdings auch im Internet. Er hat sogar eine eigene Firma als Webdesigner.

   Natürlich hat er mich überzeugt, unser Center im Internet zu präsentieren, und im Oktober 1999 war es soweit: Bilder unserer Anlage waren im Netz, und ein relativ ansprechendes Design sollte den scheuen Surfer auf uns aufmerksam machen.

   Im Internet gibt es die schönsten Bilder und Texte, fertig aufbereitet, z.B. in www.kamelien.de. Warum also selber nachdenken? Ist das Internet nicht frei?

   Somit wurden für den Kamelienteil die Textseiten von 5 attraktiven Artikeln kopiert, die Navigationsleisten entfernt und durch eigene ersetzt, weiter wurde jeder Hinweis auf den Urheber entfernt und der Hintergrund der Texte mit unserem eigenen Logo hinterlegt. Das sah mächtig gut aus. Einige Textpassagen mußten wir weggelassen, weil sie kritisch über Händler berichteten, die es mit der Fachinformation an die Kunden nicht so genau nehmen. Schließlich wollen wir unsere Kunden doch nicht verunsichern!

   Nicht nur dies, die Idee eines Internetmagazins über Kamelien gefiel uns so gut, das wir das Logo kopierten und auf alle (geklauten) Seiten setzten. Dazu garnierten wir die Präsentation mit 33 Kamelienbildern, der Einfachheit und ihrer Güte wegen natürlich aus der gleichen Quelle.

   Sogar über die Kamelienpest haben wir in Original-Bild und -Text informiert, das verwirrende Drumherum haben wir aber weggelassen.

kamelien.de

   Suchmaschinen hatten die Webseite des Gartencenters erfasst, und jeder, der nach "Kamelien" suchte, wurde zu den neuen Seiten hingeleitet. So staunte ich nicht schlecht, meine Texte und meine Kamelienbilder unter fremden Namen präsentiert zu sehen, mehr noch, mein Layout und das Logo "Die Kamelie, Ein Internetmagazin", sowie weitere grafische Hilfsmittel wurden übernommen.

   Die Dreistigkeit und der Umfang des Plagiats haben mich beeindruckt. Ich schrieb dem Dieb in sein Gästebuch, daß hier doch offensichtlich einer dem anderen etwas gestohlen haben müsse. Dieser Eintrag wurde bereits nach zwei Stunden gelöscht, eine weitere Reaktion kam nicht.

   Ich mußte somit annehmen, daß der Dieb sein rechtswidriges Tun weiterführen wollte. Ich nahm Kontakt auf zu einem Rechtsanwalt, der mit Internetrecht vertraut ist, und bat ihn, meine Rechte durchzusetzen.

Der Streitwert.

   Der Wert der kopierten Seiten, Bilder und HTML-Gestaltung wurde von B.S. auf DM 8000.- geschätzt. Dieser Wert ergiebt sich aus 5 Fachaufsätzen und deren Internetgestaltung, sowie 33 Fotografien, die z.T. nur durch Fachleute zu beschaffen wären.

   Der Streitwert beziffert ungefähr den Geldbetrag, den der Dieb hätte einsetzen müssen, um eine Webseite gleicher Güte in Auftrag zu geben.

Es wird ernst.

   Der Dieb bekam einen Brief, eine sogenannte Unterwerfungserklärung, oder Abmahnung. Er sollte unterschreiben:

  1. Das Plagiat sofort (1 Woche) aus dem Netz zu nehmen
  2. In Zukunft kein Material von kamelien.de zu verwenden
  3. Bei Verstoss gegen 1-2 eine Vertragsstrafe von DM 8000.- zu zahlen
  4. Umfassend aufzuklären, wer den Verstoß gegen das Urheberrecht zu verantworten habe
  5. Die Anwaltskosten von rund 470.- DM zu übernehmen.

   Postwendend kam die Antwort seines Anwalts:

  1. Der Inhalt von der Webseite kamelien.de sei urheberrechtlich nicht geschützt
  2. Wenn doch, dann sei kamelien.de nicht der Urheber
  3. Die Erklärung wird abgegeben, aber nur soweit es sich um geschützte Inhalte handle
  4. Die Anwaltskosten seien unberechtigt.

   Unsere Drohung, den Staatsanwalt zu informieren (um Amtshilfe bei der Aufklärung der Umstände zu bekommen) und unverzüglich Klage (in Homburg-Saar) zu erheben, brachte den Erfolg, die Unterwerfungs-erklärung wurde abgegeben, die Anwaltskosten übernommen.

   Dieses Nachgeben machte den Weg frei für eine außergerichtliche Einigung: Es wurde eine Spende an den ICS gezahlt.


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