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Kamelien: Austrieb und Blätter

Unmittelbar nach der Blüte im zeitigen Frühjahr beendet eine gesunde Kamelie ihre lange Ruhezeit und beginnt mit dem Neuaustrieb. Sind die Wurzeln geschädigt, so erscheint der Neuaustrieb verspätet und deutlich weniger kräftig. Die neuen Blätter sind je nach Sorte hellgrün, olive oder auch kupfern. Mit der Reife der Blätter in den nächsten Wochen wird diese Anfangsfärbung ersetzt durch das hoffentlich tiefe Dunkelgrün der erwachsenen Blätter.

Die neuen Blätter sind hochglänzend, wie mit einem Lack überzogen. Kamelienblätter sind oval, meist mit einer Spitze auslaufend (Fachwort: acuminatus). Der Rand ist mehr oder weniger deutlich gezahnt (serratus). Die Mittelrippe ist fast immer hellgrün (Abb. 3 oben zeigt eine seltene Ausnahme, hier ist der Übergang in die Mittelrippe kupfern).

Nur während der Aufbau- und Reifephase erhält das Blatt die Stoffe, um in der folgenden Lebenszeit von 3-4 Jahren seine Aufgabe zu erfüllen. Insbesondere ist dies die Ausstattung mit Chlorophyll, welches dem Blatt seine characteristische Farbe gibt. Nur wenn genügend Nährstoffe von den Wurzeln geliefert werden, kann das Blatt hinreichend ausgestattet werden. Unter den Nährstoffen spielen Nitrosalze (Stickstoff) die Hauptrolle. Ist das Angebot nicht ausreichend, bleiben die Blätter zeitlebens hellgrün. Ein vermehrtes Nährstoffangebot während der Wachstumsphase wird dankbar in gesunde Blätter umgesetzt. Wenn allerdings Kamelien nicht richtig wachsen wollen (Zuwachs gering) oder die Blätter nicht richtig grün werden, so liegt das in der Regel nicht am fehlenden Angebot, sondern an beschädigten, faulenden oder teilweise erfrorenen Wurzeln, sie können das Angebot nicht umsetzen.
Ist die Aufbauphase vorbei, können Kamelienblätter nicht mehr mit weiteren Stoffen versorgt werden. Die beste Stickstoffdüngung hilft nicht mehr, wenn die Blätter in der Kindheit vernachlässigt wurden.

Auch die Lichtstärke beeinflusst die Tiefe der Farbe: Wenn die Kamelie im Schatten steht, wird viel Chlorophyll eingelagert, in der Sonne weniger. Der Neuaustrieb kann ohne weiteres volle Sonne vertragen, im Frühjahr ist die Sonne nicht stark genug, um Blätter zu verbrennen. In der Regel zeigt ein Blatt, in der Sonne erzogen, später keine Verbrennungen, auch nicht nach Jahren. Wird der Austrieb allerdings unter Glas zugelassen, so behalten die Blätter im kommenden Sommer und den folgenden Jahren eine ausgesprochenen Sonnenempfindlichkeit: Das Blatt kann keine Hitzeschutzproteine mehr einbauen, da seine Aufbauphase bereits beendet ist. Kamelien brauchen keine Gewöhnung an Licht und Wetter, wenn sie mit beginnendem Austrieb vom Glashaus nach draußen gestellt werden (sofort volle Sonne!). Wenn der Zuwachs allerdings unter Glas geschieht, dann bleiben die Blätter zum Teil extrem empfindlich selbst gegen die milde Frühlingssonne, trotz vorsichtiger Gewöhnungsphase.

Der ausreichende vegetative Zuwachs ist die Grundbedingung für eine gesunde Pflanze. Er wird nur mit gesunden Wurzeln und ausreichender Versorgung mit Nährstoffen erreicht. Der Neuaustrieb, bei den meisten Sorten etwa 20 cm, endet etwa im Juni, spätestens im Juli, er geht dann in die Reifung und versucht, Blütenknospen anzulegen. Wenn aber die äußeren Bedingungen ein weiteres Wachstum unterstützen, dann gibt es statt Blütenknospen nur vegetative Knospen, die auch sofort versuchen, auszutreiben (der sogenannte Johannistrieb). Das ist für Jungpflanzen durchaus erwünscht, aber bei blühfähigen Kamelien verhindert man so die kommende Blüte.

Die besten Kulturbedingungen für gutes Wachstum sind außer der Nahrung eine gleichmäßige Temperatur von 20 -25°C sowie eine hohe Luftfeuchte (60-80%). Jungpflanzen und besonders Sämlinge können unter solchen, konstanten Bedingungen im Jahr durchaus bis 5 mal treiben. Erwachsene Pflanzen sollten aber ab August trockener, sonniger und vor allem ohne Dünger gehalten werden, damit sie nicht nochmal durchtreiben. Kommt trotzdem ein Neutrieb, so wird dieser rigoros mit den Fingernägeln ausgeknipst.

Ist das Nährstoffangebot im Frühjahr nicht genügend, um die neuen Blätter zu versorgen, so wird die Kamelie rigoros alte Blätter ausplündern, um die neuen zu sichern. Bei 3-4 jährigen Blättern ist dies normal, aber wenn 1-2jährige Blätter abgeräumt werden, so ist dies ein sicheres Zeichen eines Kulturfehlers. Dabei bleibt der Zuwachs klein, besonders die unteren Blätter werden gelb und fallen (die Kamelie verkahlt von unten), die neuen Blätter bleiben ziemlich gelb. Die Kamelie "vergreist" und sieht krank aus.

Werden alte Blätter von der Pflanze ausgeplündert, so wird zu allererst das Chlorophyll gerettet. Dadurch werden die Blätter gelb, aber auch oft lebhaft orange. Häufig beobachtet man eigenartige grüne Überbleibsel, die sogar krankhaft aussehen (Abbildung). Ich weiß nicht die Ursache, tippe aber auf einen harmlosen physiologischen Vorgang.

Gelbe und orange Blätter können ohne Nachteil für die Pflanze entfernt werden, ihre Lebenszeit ist vorrüber.
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