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Kamelien-Jünglinge und -Greise

von Klaus Peper

Die Kamelie wird meisthin als vornehme Dame angesehen. Natürlich, über ihr Alter spricht man nicht. Um dennoch über Jugend und Alter zu reden, habe ich in diesem Artikel die männlichen Bezeichnungen gewählt. Ähnlich wie bei den Menschen gibt es bei den Kamelien Jünglinge und Greise, aber auch greise Jünglinge oder jugendliche Greise.

Jünglinge

Das Kamelienleben beginnt mit dem Steckling, und ab Bewurzelung zählen die Lebensjahre. Das erste (Baby-)Jahr ist noch ziemlich gefährdet, darum kaufen Sie nur Einjährige, wenn Sie Kulturerfahrung mit Kamelien haben. Die Jugend beginnt mit 2 Jahren, die Kamelien haben sehr viel Schwung beim Austreiben und strotzen so vor Kraft. Der Zuwachs ist beträchtlich, die Pflanze sieht gesund aus. Sie entwickelt sich in den nächsten Jahren besonders prächtig . Stecklinge, in diesem Stadium genommen, haben die besten Aussichten auf Erfolg (die kommerziellen Kamelienvermehrer nehmen Stecklinge bereits im ersten Jahr). Wenn die Pflanze sich so richtig wohl fühlt, werden dann auch reichlich Blüten angesetzt.

Greise

Irgendwann im Kamelienleben ist der Schwung dahin: Der Zuwachs wird deutlich kleiner, oft nur 1-2 cm, die Blätter sind nicht mehr so groß und bleiben gelblich, die Pflanze wird staksig, d.h., ältere Blätter werden vorzeitig abgebaut, weil deren Inhaltsstoffe zur Bildung der neuen Blätter gebraucht werden. Die Pflanzen verkahlen dabei besonders in den unteren Bereichen. Vegetative Triebknospen werden weniger und sind nicht mehr so prall wie in der Jugend, sie haben auch deutliche Schwierigkeiten beim Austreiben. Stecklinge von diesen Pflanzen haben es ziemlich schwer und gehen viel seltener an. Wichtig: Kamelienkönnen in jedem Alter vergreisen, im Topf viel häufiger und eher als ausgepflanzt. Im Topf ist es sicher eine Funktion der Nährstoffversorgung, gibt es einen Mangel aus vielfältigen Gründen, vergreist die Pflanze. Die Kunst des Kamelienkultivateurs besteht darin, diese Vergreisung zu verhindern, solche Pflanzen lassen sich schwer verkaufen, selbst wenn sie noch ganz gut blühen. Selbst Einjährige können schon vergreisen: Wenn der Steckling anfängt zu treiben, ohne bereits Wurzeln zu haben, kann der Kallus diesen Trieb oft unterstützen, die Pflanze wird nach der Wurzelbildung weiterwachsen. Manchmal kann der Kallus den Trieb aber nicht versorgen, der Trieb stirbt ab. Werden dann Wurzeln gebildet, dann hat der Steckling keine Knospen mehr, um auszutreiben. Hilfsknospen kann er offensichtlich nur schwer bilden, auch ein typisches Zeichen von Vergreisung. Der Steckling steht nun stumm da, mit prächtigen gesunden Wurzeln, und verharrt in diesem Zustand manchmal 5 Jahre, um dann doch noch auszutreiben. Meist landet er aber vorher im Müll. Schlecht versorgte, vergreiste Pflanzen geben viel Kraft in die Blüten, vegetative Spitzenknospen bilden sich dann oft erst garnicht heran. Das vegetative Wachstum geschieht dann an Nebenzweigen, die keine Blüten trugen. Wird eine Kamelie nicht nur durch Unterernährung, sondern dazu durch Schwangerschaft geschwächt, so stehen ihre jugendlichen Chancen ziemlich schlecht. Ich habe eine kleine Bokuhan, die drei Jahre nacheinander schwanger war, sie trug jeweils 6-8 Samenkapseln aus (gezielte Bestäubung). Jetzt muss ich sie erst wieder aufpäppeln, sonst ist sie zu sehr geschwächt.

Der Jungbrunnen

Hier kommt die gute Nachricht: Vergreiste Kamelien können einer Verjüngungskur unterzogen werden, sie bekommen ihre Jugendlichkeit zurück. Die erste Massnahme ist die Vorbereitung des Wurzelballens in der Ruhezeit der Pflanze, im Herbst bis Weihnachten. Im Zweifel reduzieren Sie den Ballen etwas, wenn er auch gut aussieht. Kamelien gedeihen in relativ kleinen Töpfen besser. Ist der Ballen nicht durchwachsen oder die Wurzeln erscheinen schwach, so ist ein Wurzelrückschnitt ohnehin erforderlich. Setzen Sie die Pflanze dann in neues Substrat. Die zweite Massnahme ist, sie so zu füttern, dass sie neue Wurzeln treiben kann, die die Pflanze dann optimal mit Nährstoffen versorgen kann. Im nächsten Frühjahr geben Sie also zu Beginn der Wuchsphase einen stickstoffbetonten Dünger, der den Stickstoff verzögert abgibt. Probieren Sie vielleicht den Rhododendrondünger mit Guano, der von vielen Firmen inzwischen auf den Baumärkten angeboten wird. Möglicherweise sehen Sie, wie die Pflanze beginnt zu explodieren. Der Neutrieb wird deutlich größer, ebenso die Blätter, die später ein schönes Grün bekommen. Die Pflanzen bilden im unteren, kahlen Astbereich Adventivknospen (Hilfsknospen an Stellen, an denen es normalerweise keine Knospen gibt) aus, die sofort mit einem Neutrieb wachsen. Die Düngergabe können Sie gegebenfalls nach 4 Wochen wiederholen, aber nicht später als April. Später können Sie noch eine Blattdüngung mit Stickstoff (Harnstoff) geben, aber nicht in der Sonne spritzen und nicht konzentrierte als 1g/liter

Eine weitere Massnahme zur Verjüngung ist der Rückschnitt. Kamelien vertragen ihn sehr gut, auch wenn er radikal geführt wird. Die Schneidemassnahmen werden im Frühjahr zwischen Blüte und Neuaustrieb durchgeführt. Da zwischen beiden oft keine zeitliche Lücke besteht, opfern Sie im Zweifel auch blühende Äste. Der Rückschnitt sollte nicht gemacht werden, wenn die Pflanze im vollen Trieb (Saft) steht. Rückschnitt auf 50% der Größe ist oft angebracht. Korrigierende Schnitte können auch noch später angebracht sein. Bei Radikalschnitten dauert es oft ein Jahr, bis die Pflanze sich erholt hat, aber sie steht dann ungleich gesünder und jugendlicher da. Es gibt allerdings einige Sorten, die man durch keinen Schnitt "erziehen" kann: dazu gehörenz.B. 'Mr. D. W. Davis' und 'Wingster Olymp'. Sie bleiben in der Jugend einfach sparrig.

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