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Vorbemerkung

Die Geschichte der Einführung der Kamelie in Europa ist in jedem besseren Kamelienbuch zu lesen. Leider ist diese Geschichte meist verkürzt, es werden bereits beschriebene Quellen nicht genutzt und übersehen. Es gibt nur wenige Autoren, die sich mit der vorhandenen Originalliteratur beschäftigt haben. Besonders zu nennen sind hierzu die Amerikaner James Stokes, Harold Hume sowie der Engländer John Tooby. Sie haben neue Dokumente gefunden und angegeben, die leider nicht die notwendige Beachtung fanden. Zugegeben, die Originaldokumente sind nicht leicht zu finden oder in Deutschland nicht mehr nachweisbar. Ich habe mich daher bemüht, wenigstens einige der Dokumente zusammenzutragen. Ich möchte sie hier als Faksimile darstellen und entsprechende Übersetzungen liefern. Frühe Teedokumente werden später gesondert vorgestellt.

Erste Dokumente über die Kamelie kamen aus Japan und wurden um die Wende auf 1700 dem deutschen Publikum von Dr. Andreas Cleyer, George Meister sowie im besonderem Maße von Dr. Engelbert Kämpfer vorgestellt. Alle drei waren bei der Niederländischen Ost-Asien-Gesellschaft (VOC) angestellt. Jeder von ihnen hatte Japan besucht, dort die japanische Flora gesehen und beschrieben. Cleyer hat seine Unterlagen an Dr. Mentzel, Berlin, sowie an Jakob Breyne in Danzig geschickt. Meister, 10 Jahre Obergärtner von Cleyer in Batavia, hat seinen Bericht nach seiner Rückkehr in Deutschland als Buch veröffentlicht, ebenso Kämpfer, der in Lemgo mit seinen ‘Amoenitates’ einen Vorgeschmack seiner Arbeiten auf Latein publizierte.

Die vorgestellten Berichte sind bemerkenswert genau, alle Forscher haben klar unterschieden zwischen dem Tee (Blüten sitzen auf kurzen Stielen) und der Zierpflanze ‘Tsubaki’ (Blüten sitzen direkt am Stamm). Meister und Kämpfer benutzen auch verschiedene einheimische Namen für Zubaki, z.B. ‘Sasanqua’ (chinesisch). Daraus zu schließen, sie hätten bereits verschiedene ‘Spezies’ unterschieden, ist aber weit überzogen, hatte doch erst Linné 1751 die morphologischen Merkmale erarbeitet, an denen Spezies differenziert wurden. Fast gleichzeitig zu den genannten deutschen Forschern bemühte sich der Engländer Dr. James Cunninghame Pflanzen aus China zu sammeln (auf den englischen Handelsposten in China, den Inseln Amoy und Chusan) und an James Petiver, Leonard Plukenet und John Ray in London als Herbar zu schicken. James Petiver hat die Kamelie 1702 in seiner Zeitung "Gazophylacii Naturae & Artis" (etwa: Raritätenkabinett) abgebildet. Die Kamelien kamen als getrocknete, gepreßte Exemplare nach England. Sie wurden dort alle dem Tee zugeordnet. Die Exemplare sind heute noch im Besitz des Britischen Museums. Hume (1950) führt aus, daß die bekannte Zeichnung von Petiver (Thea chinensis) eine Komposition aus drei Camellia japonica ist, während die Darstellung von Plukenet die Zeichnung einer Camellia sasanqua ist

George Joseph Kamel, bömischer Apotheker auf den Philippinen, hat sein großartiges Pflanzenmaterial ebenfalls an Petiver, Ray und Plukenet geschickt, darunter aber keine Kamelie. Der Engländer Sir Hans Sloane (1660-1753) hat all dieses Material erworben, ebenso alles, was sich nach dem Tod von Kämpfer in Lemgo befand. Es befindet sich heute noch alles im Besitz des Britischen Museums, eine einzigartige historische Sammlung.

Die Kopien der alten Dokumente mussten zum Teil ziemlich gesäubert werden. Die Bilder wurden digitalisiert und von unerwünschten Flecken befreit. Die Texte hätten auch so bearbeitet werden können, allerdings wäre der Zeitaufwand zu groß. Ich habe deshalb fast alle Texte neu gesetzt. Zu diesem Zweck habe ich neue Schriftypen gezeichnet, die das Schriftbild der Originale ziemlich gut wiedergeben. Hierzu war hilfreich, dass die Antiqua (lateinische Schrift)-Drucktypen um 1700 sehr ähnlich waren, gleich ob in Latein (s. Kämpfer, Petiver, Cleyer, Linné, Plukenett) oder Englisch (Petiver) geschrieben wurde. Für deutsche Texte wurde damals fast immer eine Frakturschrift genommen (Meister). Der Fraktur ist eigentümlich, dass es zwei Formen des kleinen ‘s’ gibt:
Im In- und An-laut einer Silbe das lange s (‘s’)sowie im Auslaut das gewohnte runde ‘#’. Diese Unterscheidung bestand bereits im Griechischen und wurde erst in den klassischen Antiqua-Schriften zu Gunsten des runden ‘s’ aufgegeben, wohl auch wegen der leichten Verwechselbarkeit des langen ‘s’ mit dem Buchstaben ‘f’. Weniger bekannt ist, dass es in der ‘vorklassischen’ Antiqua noch die Differenzierung der beiden s-Formen gibt. Dies wurde daher hier im Neusatz übernommen. Es bedarf einiger Übung, die Texte zu lesen, ist aber auch nicht allzu schwer.

Eine weitere Eigentümlichkeit der vorklassischen Antiqua ist die enge Bindung von einigen Buchstabenkonstellationen, z. B. ‘st’ sowie ‘ct’. Diese durften demnach auch nicht getrennt werden.. Bei ‘ct’ ist die Bindung so eng, dass oft eine eigene Type dafür verwendet wurde: ’¦’. Dies gilt auch für die Umlaute æ und œ. Dieses wurde beibehalten und gibt dem Schriftsatz seine elegante Note.

Klaus Peper (2004)

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