Frostpilze in Kamelien
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Frostpilze

Klaus Peper, Homburg, 1997

Die Gruppe der Frostpilze (Fungi gelati, gehören zu den Fungi imperfecti) ist hinterhältig, gefährlich und heimtückisch. Frostpilze bevorzugen besonders Kamelien im Topf. Bei Temperaturen unter -3 ºC setzen sie sich in die Wurzeln, und bei mehr als -5 ºC schlagen sie so richtig zu. Hinterhältig sind sie, weil sie sich in den Wurzeln bis Frühjahr/Sommer verstecken, gefährlich, weil sie ganze Pflanzenteile oder die gesamte Pflanze vernichten und heimtückisch, weil man der Pflanze einige Monate nicht ansieht, daß sie schon gestorben ist.

Frostpilze verstopfen die Leitbündel der befallenen Pflanze, diese hat so gut wie keine Chance, damit zurechtzukommen. Wenn die ersten Symptome auftreten, ist es schon lange zu spät. Die Symptome sind im einzelnen:

1) Die Blätter werden plötzlich innerhalb einer Woche welk.
Typisch dabei ist, daß die Blätter nicht geworfen werden. Die Pflanze ist verloren. Ist nur ein Ast betroffen, so schneiden Sie ihn raus, der Rest hat noch eine Chance.

2) Die Blätter werden stumpf und ledrig.
Betroffen sind zunächst die älteren Blätter. Bleibt es dabei, so bestehen Chancen. Werden auch jüngere Blätter betroffen, so ist die Pflanze verloren. Sind nicht alle Haupttriebe betroffen, so besteht ebenfalls Hoffnung. Die Blätter bleiben auch hier hängen und wel-ken. Es scheint sich dabei um einemildere Form von 1) zu handeln.

3) Braune Streifen an vegetativen Knospenblättern (eine These).
Sind die Streifen dünn, so kann die Pflanze überleben. Werden sie beim versuchten Austrieb breiter und betreffen besonders die apikalen Spitzen, so ist in der Regel der vegetative Kegel beschädigt, und die ganze Knospe wird braun. Nur wenn man Glück hat, erfolgt dennoch ein dünner Austrieb. Dieses Symptom tritt meist als Vorbote zu 1) und 2) auf.

4) Die Pflanze treibt vegetativ stark verzögert aus.
Sind Blütenknospen vorhanden, so werden diese letzlich braun und öffnen nicht mehr oder nur halb. Im Extremfall treibt das Exemplar überhaupt nicht mehr und stirbt nach 1-2 Jahren.

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Bei mir schlugen die Frostpilze 1992 kräftig zu:
Um Weihnachten gab es einen starken plötzlichen Barfrost, als ich mich auf Teneriffa sonnte. Zur Sicherung hatte ich einen elektrischen Ofen, der bei 2ºC anspringen sollte. Leider hat mein Nachbar diesen entdeckt und in Sorge um die Pflanzen tagsüber hochgedreht. Für die Nacht hatte er Angst und stellte ihn ab. Bei meiner Rückkehr stand das Minimumthermome ter auf -5 ºC (Kopfhöhe).

Bis zum März sahen meine Kamelien prächtig aus (obwohl etliche Pflanzen nicht richtig blühten: Symptom 4), und ich freute mich, daß alles gut überstanden sei. Dann zeigten sich die geschilderten Symptome, bei einigen Pflanzen erst im August. Letztlich habe ich die Hälfte meiner Kamelien, etwa 50 Stück, verloren.

Um dennoch zu Kamelienblüten zu kommen, kaufte ich dann im März zwei gut bestockte Kamelien im örtlichen Handel. Vergebens: Ende April zeigten sich die bekannten Symptome.Der Händler (hat mir den Kaufpreis erstattet) rätselt noch heute, weshalb sein gesamter Bestand im April einging: er vermutete einen unbekannten Pilz. Falsch: Es war der Frostpilz! Er überwinterte seine Kamelien seit 20 Jahren in einem ungeheizten Folienhaus, die Kübel gut eingefüttert in Torf. Auf mein Nachfragen gab er dann zu, daß er diesmal erst nach dem Barfrost eingefüttert habe.

Einige von Ihnen haben vielleicht ähnliche Erfahrungen, und die Symptome sind in der Literatur gut beschrieben. Sie treten bei einem Befall mit Leitungsbündel pilzen wie Phytophtora cinnamonum auf und heissen „die back“ oder „plötzliches Triebsterben“ oder ähnlich. Ein Besucher bei Huben hat mir erklärt, daß er zwei Kamelien mit diesem Pilzbefall hatte, er habe das Pilzmittel Euparen angewandt und eine Pflanze gerettet. Dies kann nicht sein: eine befallene Pflanze läßt sich nicht kurieren. Bitte vergessen Sie auch, den Pilz genau bestimmen zu wollen. Ich habe die gängigen Tests für Phytophtora angewandt: Apfeltest (Golden Delicious) und Blattest (Azalea indica). Beide Negativ. Die Tests erfassen eben nicht alle Fungi gelati.

Sie mögen nach all diesem einwenden, den Frostpilz gäbe es garnicht, es sei die schiere Frostschädigung, und auf geschädigten Wurzeln könne keine Kamelie gedeihen. Sie haben natürlich Recht. Doch Vorsicht: geschädigte Wurzeln werden sogleich von Pilzen erfaßt, und es ist schwierig, hier Ursache und Folge zu unterscheiden. Es ist sicher hilfreich, an die Existenz von Frostpilzen zu glauben.

Übrigens: Es gibt auch Trockenpilze (Fungi aridi). Meine Debbie zeigte plötzlich partielles Symptom Nr.1. Begutachtung des Ballens ergab, daß dieser halb trocken war, möglicherweise schon den ganzen Winter über.

Mein Wunsch für Sie: bewahren Sie Ihre Topfkamelien vor den gefährlichen Frost- und Trockenpilzen!
Noch ein Hinweis: Vermuten Sie, daß eine Pflanze befallen ist, so nehmen Sie schnell noch Stecklinge. Auf diese Weise habe ich einige Kamelien gerettet. Echte Hilfe kam jedoch erst von Frau Kilian: Ich durfte bei ihr neue Stecklinge schneiden und habe wieder einen größeren Bestand, den ich vor allen Frostpilzen sorgsam hüte.

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Anmerkung: fungus, lateinisch= Pilz,
bei Plautus auch = Dummkopf (Heinichen 1903)

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