Blütenqualität bei Kamelien
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Über die Qualität der Kamelienblüte

Klaus Peper, Homburg, 1995

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Eine hervorragende Blüte ist der Stolz des Kamelienliebhabers, und er richtet sein ganzes Trachten darauf, ein hervorragendes Ergebnis zu erzielen. Der Gesamteindruck einer blühenden Kamelie ist sowohl durch die Blütenzahl als auch durch Form, Farbe, Größe und Dauer der Einzelblüte festgelegt. Sie glauben, diese Dinge seien genetisch vorgegeben und somit sortenbedingt? Das ist im groben schon richtig, und die Sortenwahl spielt eine große Rolle. Jedoch möchte ich behaupten, daß alle genannten Parameter auch von der Kulturführung abhängen und positiv oder negativ beeinflußt werden können. Dies gilt insbesondere für Kamelien, die unter Glas gehalten werden, denn bei diesen kann am ehesten eingegriffen werden. Wenn Sie eine neue Sorte erwerben, entscheiden Sie meist nach einem Bild, dem momentanen Eindruck einer Ausstellung oder nach der Beschreibung eines Kataloges (z.B. beste Sorte, vielblütig, großblütig etc.). Leider wird in den Katalogen zur Zeit noch nicht über das generelle Blühverhalten jeder Sorte berichtet. Die folgenden Überlegungen sollen hierfür ein Anfang sein, und sie mögen Hinweise geben, wie mutmaßlich eine Sorte zu höherer Blühleistung angeregt werden kann. Einzelne Sorten unterscheiden sich durchaus in den Bedingungen, unter denen sie gedeihen, und es ist Ihre Mitarbeit gefragt, um eine bessere Beschreibung von Sorten zu erhalten.

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1. Blütenzahl

Am Ende des vegetativen Wachstums, etwa April/Mai, beginnt die Kamelie ihre Sommerruhe, der Zuwachs hört auf. Die neu gebildeten vegetativen Knospen können jetzt durch eine Wärmebehandlung in generative Knospen (Blühknospen) umgestimmt werden. Der Wärmebedarf ist erheblich und erfordert eine minimale Temperatur von 20ºC (auch nachts) für etwa zehn Wochen, 25ºC sind besser. Den Kamelien kann diese Wärme am besten unter Glas gegeben werden, heizen Sie in kühlen Nächten nach! Am Ende dieser Periode sind zahlreiche, dicke Blühknospen vorhanden, und die Pflanzen können jetzt (etwa Ende Juni) ins Freie gestellt werden (bitte möglichst kühl!). Pflanzen, die schon im April/Mai ins Freie kommen oder draußen wachsen, sind hingegen angewiesen, sich ihren Bedarf an Wärme während des ganzen folgenden Sommers (der hoffentlich schön ist!) zu holen, ihre Knospen werden oft erst im Herbst/Winter sichtbar. Ich habe den Eindruck, daß die Knospen, die sich im Juni/Juli bilden, eine viel größere Haltbarkeit haben als die späteren, die nur 1/4 Jahr zu Ausbildung haben. Ein reicher Knospenansatz geht nicht auf Kosten von vegetativen Knospen, auch diese werden in der Wärmephase viel besser angelegt.

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2. Blütenqualität

Die Qualität einer Einzelblüte hängt ganz wesentlich von einer richtigen Kältebehandlung ab. Hierzu muß die Pflanze zwischen -2 bis +10ºC für etwa sechs Wochen gehalten werden. Kamelien, die wärmer gehalten werden, blühen überhaupt nicht oder miserabel; sie werfen Knospen oder einige minderwertige Blüten nach kurzer Zeit ab. Kamelien, die stärkeren Frost bekommen, bilden die Blüten nicht zur vollen Größe aus oder werfen ihre Knospen ab, abgesehen von anderen möglichen Schäden. (Gleichwohl sollten Sie Freilandkamelien ausprobieren!)

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a) Blütendauer

Die Dauer einer Einzelblüte beträgt einige Stunden bis sechs Wochen. Sie ist beendet, wenn die Blüte fällt oder welkt. Wird sie welk, so ist das Fallen erwünscht, ist sie intakt, so ist das Fallen ärgerlich. Die Bedingungen, die eine lange Blütendauer ermöglichen, sind leider nicht genau bekannt. Eine große Rolle spielt sicher die Temperatur bei der Blüte. Kamelien können ihre Blüten schon bei 0 bis 5ºC entfalten, und dies mit großer Qualität. Solange die Temperatur sich zwischen 0 und + 10ºC hält, sind negative Auswirkungen auf die Blütendauer nicht zu erwarten, vorausgesetzt, die Pflanze hatte ihre hinreichende Wärme- und Kälteperioden: die meisten Sorten zeigen dann eine ausgesprochen lange Blühperiode.

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Unter Glas läßt sich nicht vermeiden, daß an sonnigen Tagen die Temperatur ziemlich hoch ansteigt. Solange die Pflanze noch im knospigen Zustand ist, wird ohne Schaden ein Anstieg auf 25-30ºC vertragen. Ein Anstieg über 15ºC kann jedoch gefährlich sein, wenn die Blüte ausbricht oder schon aufgegangen ist. Einige Sorten: Bella Romana, Nuccio's Perl, Bokuhan, Hanafuki, Flame, San Dimas. Andere Sorten reagierten sehr empfindlich: Donation blühte gleich welk auf, kühler nach draußen gestellt brachte sie einzigartige Blüten {die welke Blüte erholte sich). Ähnlich benahm sich Roza Harrizon, nur erholte die welke Blüte sich nicht. Nicht temperaturfest erscheinen mir weiterhin Hagoromo (bei niederen Temperaturen sehr lange Blüte), Spring Festival, Tip Toe und Fischer's Sämling (weiß einfach, rot gestreift). Quintessence blüht überreich, aber nur jeweils kurz, auch im Kühlen.

Als Konsequenz aus diesen Beobachtungen ist zu fordern, Kamelien möglichst kühl blühen zu lassen (dies gilt für alle Sorten). Dies heißt für die Praxis, die Blüte möglichst früh anzusetzen, denn im Jan/Feb gelingt es viel besser, die Raumtemperaturen unter 10ºC zu halten als im März/April. Eine frühe Blüte wird erreicht durch die deutliche Wärmephase im Juni. Als weitere Konsequenz sollten wir versuchen, diejenigen Sorten herauszufinden und markieren, die eine höhere Blütentemperatur vertragen, nichts ist dem Kameliengedanken hinderlicher als blü hende Exemplare, die ihre Blüten schlapp herabhängen lassen. Während der Temperatureinfluß auf die Blütendauer einigermaßen deutlich ist, ist die Frage des Lichteinflusses ziemlich unklar. Kamelien reagieren dominant thermoperiodisch und fakultativ photoperiodisch (dies werde ich auf dem internationalen Kongreß in Channel Island erläutern). Kamelien reagieren negativ, wenn sie bei Temperaturen über 10ºC Lichtmangel bekommen. Dies mag zu tun haben mit dem Hormon Absissinsäure (ABA), welches sich im Kurztag bildet und bei Kälte zerstört wird.

Ein anderes Hormon, Gibberellinsäure (GIB), sorgt für den Austrieb von vegetativen und generativen Knospen im Frühjahr, es bildet sich, wenn die Temperatur steigt. Hohe Konzentrationen von ABA mögen verantwortlich sein für Knospenwurf. Dies sind jedoch alles reine Spekulationen, da es meines Wissens noch keine Hormonmessungen an Kamelien gibt. Meine These ist, daß Kamelien auf eine Photoperiode nicht angewiesen sind, und ich werde meine Exemplare versuchsweise im Langtag halten und darüber berichten (in der Hoffnung, ABA gering zu halten und Knospenwurf zu vermeiden).

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b) Blütengröße

Eine große Blüte bildet sich nur, wenn die Pflanze vorher genügend lange im Bereich 0-10ºC gehalten wurde. Eine weitere Steigerung läßt sich erreichen, wenn in der Kältephase GIB auf eine Wunde der Pflanze (abgerissenes Blatt, Rindenschnitt) appliziert wird. Ein solcher GIB-Schub läßt sich aber auch durch eine Treibphase erreichen: stellen Sie die Kamelien für eine Woche im Nov/Dez warm (15º C), dann wieder kühl. Dies läßt sich unter Glas relativ einfach einrichten. Sechzig Tage später blühen die Kamelien (unter den günstigen Bedingungen von 0-10ºC!). Meine Exemplare reagierten, erstmals so behandelt, mit deutlich größeren Blüten (Donation: 15 cm!)

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c) Blütenfarbe und Form

Die Farbintensität ist nur dann gut ausgeprägt, wenn die Pflanzen vorher eine deutliche Kälteperiode erfuhren (dies gilt besonders für die roten Töne). Auch die Form der Blüte kann aufgrund der Temperatur stark variieren.

Die vorgehenden Ausführungen zeigen, daß die Blütenqualität von der Kulturführung abhängig ist. Meine Beobachtungen sind alle an Einzelstücken getroffen und es erhebt sich die Frage, ob und wieweit sie sich auf andere Sorten beziehen - hier ist Ihre Mithilfe gefragt. Bitte berichten, ob Sie meine Beobachtungen positiv anwenden konnten oder ob Sie alternative Erfahrungen besitzen. Die Abhängigkeit der Blütenqualität von der Kultur beleuchtet noch ein anderes Problem: unsere ins Auge gefaßte Klassifizierung von Kamelien im deutschen Klima. Wir verfolgen dieses Ziel weiter, und wir arbeiten an einer Kamelien-Kulturkarte.

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