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Reisebereicht Kapstadt:

Eine Reise nach Kapstadt


30.07. bis 06.08.2006

Auf dem ICS-Congress 2005 in Locarno schlug ich Allison Rutowitz vor, für den ISC-Congress 2006 in Melbourne eine Vortour nach Kapstadt/Süd Afrika zu organisieren. Sie stimmte zu. Doch wegen zu geringer Beteiligung wurde nichts daraus. So entschied ich mich, meine eigene Vor-Tour mit der Hilfe von Allison zu unternehmen. Es gab verschiedene Gründe für meine Entscheidung. Auf dem Flug nach Melbourne musste ich sowieso eine Zwischenlandung in Kauf nehmen. Da ich noch nie in Süd Afrika war und vielleicht nie wieder zur südlichen Halbkugel kommen würde, war dieses schon der erste Grund. Doch der Hauptgrund war, einmal die berühmte Vielfalt in der Kapregion zu sehen. Das Kap ist das kleinste der sechs Pflanzenkönigreiche dieser Welt. Man findet dort ca. 8000 Pflanzenarten.
RobbeMein Flug ging von Frankfurt/Main über Johannesburg nach Kapstadt. In Johannesburg muss man sich noch gewaltig anstrengen, um den Touristenandrang zu bewältigen, der zur Fußballweltmeisterschaft 2010 erwartet wird. Fünf Großraumflugzeuge landeten gleichzeitig. Die Passabfertigung ging recht penibel voran, sodass es fast eine Stunde dauerte, bis ich da durch war. Jetzt noch fast 15 Minuten laufen, vorbei an einer riesigen Baustelle zur Flughafenerweiterung. dann erreichte ich den Flughafen für Inlandsflüge. Es ist nicht nötig, seinen Koffer selber zu tragen. Schnell sind Helfer zur Stelle, die für ein Trinkgeld diesen zum richtigen Abflugschalter bringen. In Johannesburg war es sonnig und warm. Wie würde es in Kapstadt sein? War ich doch immer wieder darauf hingewiesen worden, dass der August in Südafrika der kälteste und regenreichste Monat sei. Doch ich wurde angenehm überrascht und hatte großes Glück. Insgesamt war die ganze Woche schönes Wetter.
AffenNur einmal hat es am Abend geregnet und am ersten Tag war es am Morgen stark neblig. Mit einem Shuttle-Bus kam ich zu meinem Hotel, das "Holiday Inn". Für meinen ersten Tag hatte ich zur Orientierung per Internet einen Tagesausflug gebucht. Morgens um 08.30 Uhr ging es bei leichtem Nieselregen an die Küste nach Hout Bay am Fuße des "Little Lions Head". Es ist ein charmanter Fischerort und ein beliebtes Wohngebiet am Kap. Von hier ist es möglich mit dem Schiff zur kleinen Felseninsel "Dyker Island" überzusetzen. Sie ist im Sommer mit über 500 Robben besetzt. Auch jetzt im August gab es hier noch eine beträchtliche Anzahl von ihnen zu sehen. Wegen der rauen See konnten wir aber nicht auf die Insel kommen. Hout Bay´s Stadtkern kann mit netten Geschäften und Restaurants aufwarten. Eine besondere Attraktion ist der in der Nähe gelegene "World of Birds" Vogelpark.
BlumeRatteIm größten Vogelpark Afrikas sind von den Besuchern mehr als 3000 Vögel und Kleintiere zu beobachten. Das Wetter hatte sich jetzt langsam gebessert. So hatten wir eine gute Sicht bei der Fahrt auf dem "Chapman`s Peak Drive" , eine der schönsten Küstenstrassen, nach Kommetjie und Scarborough.In Kommetjie haben viele Leute ihre Traumhäuser mit Meerblick an den Hang gebaut, jedoch nicht bedacht, dass eine Gruppe von Bären-Pavianen diesen Platz als ihre Heimat ansehen. Jetzt müssen die Neusiedler damit leben , dass ihre Gärten verwüstet , die Mülltonnen entleert werden und ihre Häuser gegen das Eindringen der Affen zu schützen sind. Von Scarborough geht es in das "Cape of Good Hope Nature Reserve". Seit 1936 steht die Südspitze der Kaphalbinsel mit einer Fläche von fast 8000 ha und einer Küstenlängen von 40 km unter Naturschutz. Seit acht Jahren gehört sie zum Table Mountain National Park. Über 1100 Pflanzenarten gibt es hier, 14 von ihnen existieren nur im Park. Von dem berühmten Blühwunder ist leider nicht viel zu sehen. Es blühen einige Proteen, Aloen und Eriken. Es ist eben Winterzeit am Kap, wenn man Kamelien sehen will, ist die Zeit recht dafür, auf die Blüten der anderen Schönheiten muss man leider verzichten. Die fynbos- Vegetation ist nicht sehr nährstoffreich, dennoch lassen sich im National Reservat einige Wildtiere beobachten wie Buntböcke, Kap-Bergzebras, Elenantilopen, Greis- und Buntböckchen.
KüsteAm Fuße des Cape-Point grasen Klippschliefer und vereinzelt warten auch einige Paviane darauf, ob sie nicht doch etwas aus dem Picknick der Besucher ergattern können. Schon zum eigenen Schutz sollte man das Füttern unterlassen, denn die Tiere können sehr aggressiv werden. Cape-Point steht mit knapp 1 Million Besuchern jährlich hinter Kapstadts Waterfront auf Platz zwei der touristischen Hitliste in der Kap Provinz. Per Zahnradbahn oder zu Fuß über 125 Stufen geht es die letzten steilen Meter zum höchsten Punkt hinauf. Von hier bietet sich ein grandioser Blick über die False Bay bis zu den "Hottentots Holland Mountains". Das Fundament des 1857 erbauten, nicht mehr existierenden Leuchtturms dient als Aussichtspunkt. Genau 209,5 Meter tiefer brandet die See gegen die schroffen Felsen. Weiter der Küste entlang, in Boulders leben seit 1985, geschützt in einer Kolonie, die "African-penguins" auch Eselspinguine genannt, da die Laute denen eines Esels ähneln. Wir passierten auf dem Weg auch das Cricket Stadion von Kapstadt.
Blume2Für die Fußballweltmeisterschaft 2010 will die Fifa das Stadion abreißen lassen, um hier ein Fußballstadion zu errichten. Ein anderes Gelände zur Errichtung eines Stadions hat die Fifa abgelehnt, weil es nicht verkehrsgünstig liegt. Der Abschluss des heutigen Tages war der botanische Garten Kirstenbosch. Wegen der fortgeschrittenen Zeit bekam ich nur einen kleinen Eindruck von dem, was mich am nächsten Tag hier erwarten würde. Der nächste Morgen. Dr. John Rourke holte mich vom Hotel "Holiday Inn" ab, um schöne Kamelienstandorte am Kap zu besuchen. Er zeigte mir Gärten mit über 10 Meter hohen Kamelien, die vom Ende des 18.bis Anfang des 19. Jahrhunderts stammten. Alle in voller Blüte, doch zu weit entfernt, um gute Fotos zu machen.
Haus In einem alten Park stehen noch etliche alte Kamelien aus der Zeit um 1840. Einige in sehr gutem Zustand, gesund und voller Blüten. Manche hatten auch schon unter der Trockenheit der vergangenen Jahre gelitten. Von anderen waren nur noch Stümpfe vorhanden. Die meisten der hier vorhandenen Kamelien sind nicht identifiziert bis auf: C.j. Alba Plena, Masoyoshi und Otome. Weiter fuhren wir zu einem alten Herrensitz, der den Besitzer gewechselt hatte und nun neu gestaltet wurde. Der ganze Park war ein Bauplatz, mittendrin in gerader Linie vor dem Haupteingang des kapholländischen Herrenhauses steht eine wunderschön gewachsene circa 150 Jahre alte C.j. "Warratah" (Anemone flora, rot ) in voller Blüte. Es ist genau die perfekte Warratah, die ich mir wünsche. Nicht weit davon entfernt steht noch eine schöne gesunde C.j. Nobilissima. Unser nächstes Ziel war "Kirstenbosch National Botanical Garden" am Osthang des Tafelberges. Angelegt wurde der Park 1913. Cecil de Rhodes schenkte ihn dem Land. Kürzlich wurde der Park zu einem der ersten sieben botanischen Gärten der Welt gewählt. Er ist berühmt wegen seiner Vielfalt an Pflanzen und seiner fantastischen Lage. Fast 6000 einheimische Pflanzen des südlichen Afrikas, vom riesigen "Yellowood trees" bis zu den kleinen Frühlingsblumen des Namaqualandes findet man hier.
Baum Ein Gebiet von ca. 36 ha ist mit Fußwegen durchzogen, die zwischen den Rasenflächen, Erika- Proteen- und Cycadeen- Beeten hinauf bis zum Plateau des Tafelberges führen. Ein Teil der Bittermandelhecken, die der erste Gouverneur Jan van Riebeeck 1660 gepflanzt hatte, um die Kap-Kolonie vor angreifenden Buschmännern zu schützen, steht heute noch. Im Sommer kann man hier beim Picknick jeden Sonntag "Open-Air" Konzerte genießen. Einigen Anliegern soll die Musik aber auch stören. Etwa 20 km weiter südlich liegt "Groot Constantia", das älteste Weingut des Landes. Es residierte dort Hollands Gouverneur Simon van der Steel (1699 bis 1712). Eine mächtige Eichenallee führt vom Eingangsportal auf das Herrenhaus zu, das im kapholländischen Stil erbaut wurde. Das kleine Museum zeigt alte Gemälde und Möbel. Das Besondere an diesen Möbeln ist, dass die flächigen Teile aus dem hellen "Yellow-Wood" und die dunklen Rahmen aus importierten Hölzern hergestellt wurden. Groot Constantia, das erste Weingut des Landes, wurde aber besonders berühmt durch seine Weine. Sie waren schon im 18. Jahrhundert an den europäischen Fürstenhöfen gefragt. Den späten Nachmittag verbrachte ich mit einem Bummel in "Victoria & Albert Waterfront" den Hafen Kapstadts. Hier pulsiert das Leben. Rund 260 Geschäfte locken zum Shoppen, Robben lassen sich faul im Wasser treiben und südafrikanische Musiker spielen traditionelle Rhythmen. Am Abend meiner Ankunft war ich mit einer Freundin Allisons bei Emily`s zum Dinner. Emily`s ist ohne Zweifel das erste Restaurant für Südafrikanische Küche mit einem schönen Ausblick auf die "Waterfront"
FarmhausDer nächste Morgen, Dr. John Rourke holte mich wieder vom Hotel ab. Heute ging es in das Gebiet von Stellenbosch. Etwas außerhalb von Sommerset West liegt "Vergelegen Wine Estate": Vergelegen bedeutet weit weg. Zu Zeiten der Ochsenwagen war es ein weiter Weg bis nach Kapstadt. Der Sohn des Simon van der Stel, Adriaan ließ dies prunkvolle Anwesen auch im kapholländischen Stil wie Groot Constantia erbauen. Er beschäftigte dafür illegal 600 Sklaven der Niederländisch-Ostindischen-Kompanie. Das Herrenhaus ist umgeben von alten riesigen Kampferbäumen (Cinamomum camphora), an einer Seite steht die älteste Eiche vom Kap, sie ist innen schon ganz hohl, in einem schöne Park gelegen. Für diesen Park hat Jan van Bergen 800 Kamelien gestiftet. Noch sind nicht alle Kamelien mit Namensschildern versehen. Jedoch, wie mir Erich Theron versicherte, will Jan van Bergen die Bezeichnung in Angriff nehmen .Wenn dieses geschehen ist, möchte ich Vergelegen zur Erhebung zum "Camellia-Garden- of-Exellence" vorschlagen. Das Weingut bietet geführte Touren durch den Weinkeller. Das Restaurant hat eine hervorragend gute Küche. 1995 war Vergelegen das einzige Weingut, dem die britische Königin einen Besuch abstattete. Seine Weine gehören zu den international anerkannten Premium-Weinen Südafrikas. Ganz in der Nähe liegt der Erinvale Golf Club, einer der schönsten und exklusivsten Plätze Südafrikas inmitten einer atemberaubenden Bergkulisse. Nach einem guten Mittagessen fuhren wir nach Stellenbosch. Unterwegs zeigte mir Dr. Rourke noch einige schöne Anlagen. 1679 von Simon van der Stel gegründet ist Stellenbosch somit die zweitälteste Stadt Südafrikas mit einem sehr gut erhaltenen Stadtkern, hier gibt es auch eine alte sehr berühmte Universität, mit etwa 12.000 Studenten.
BlumeAm vierten Tag meines Aufenthaltes war Wale-watching angesagt. Mit einem Kleinbus ging entlang der fantastischen Küste nach Hermanus. An dieser wunderschön ausgebauten Straße gab es schon von einer Aussichtsbucht einige Wale zu sehen, die sich vor der Küste tummelten. War es ein gutes Omen in Hermanus reichlich Wale zu sehen zu bekommen? Kurz vor Hermanus besuchten wir einen kleinen sehr schön angelegten botanischen Garten mit vielen einheimischen Pflanzen und besonders schöne Aloen. In Hermanus ging es zu den angeblich besten Beobachtungsplätzen für Wale. Für mich war es zu langweilig, so trennte ich mich von der Gruppe, um nach drei Stunden wieder mit ihnen zusammenzutreffen. Sie hatten bis dahin auch noch keine Wale gesehen. Es war wohl noch zu früh im Jahr. Gewöhnlich kommen Dutzende dieser Southern Right Wale in die ruhigen Gewässer, um hier ihre Jungen zu Welt zu bringen. Ein Walkalb ist bei der Geburt 6 Meter lang, trinkt 600 Liter Milch am Tag. Ausgewachsen ist der Wal 18 Meter lang und wiegt 80 Tonnen.
TurmFünfter Tag in Kapstadt. Heute holte mich Herr Armin Hallermann vom Hotel auf eine Tour zu den berühmten Weingütern des Landes ab. Der erste Gouverneur des Kaps, Jan van Riebeeck ließ die ersten Rebstöcke zum Kap kommen. Zunächst hatte er große Schwierigkeiten die Rebstöcken zu bekommen. Erst als Hunderte von holländischen Seeleuten an Skorbut starben erhielt er sie. Es war ihnen bekannt geworden, dass die Seefahrer der Weinproduzierenden Länder wie Spanien, Portugal, Italien und Frankreich ihr tägliche Weinration bekamen und fast keine Ausfälle durch Skorbut hatten. So entwickelte sich die Weinregion in den letzten Jahrhunderten zu einem Weinproduzenten mit weltweit anerkannten Spitzenweinen. Wir fuhren zunächst nach Zevenwacht Village, eine geschlossene Wohnsiedlung hinter einem hohen Zaun mit schmucken Wohnhäusern. Hier wohnt auch Jan van Bergen. Oberhalb dieser Siedlung bietet sich dem Besucher eine wunderschöne Aussicht über das Land mit dem Tafelberg im Hintergrund. Ich bekam einige schöne Weingüter zu sehen und durfte auch verschiedene Weine probieren. Viele boten in ihren Probierstuben auch andere heimische Produkte an, wie selbstgemachtes Brot, Fleisch- und Wurstwaren, dazu noch selbstgemachten Ziegenkäse. Auch dieser Tag bescherte mir wunderbares Wetter, vom kalten regnerischen August war nichts zu spüren. Die Zeit für das Kap war viel zu kurz, denn am nächsten Morgen ging es schon wieder zum Flughafen, dem neuen Ziel entgegen. Melbourne, zum ICS-Kongress 2006. Für die schönen Tage am Kap bedanke ich mich bei Dr. John Rourke, Erich Theron, Armin Hallermann mit Frau und Allison Rutowitz.

Waldemar Max Hansen